Pflanzenwissen

Haarspray gegen Blattläuse: Geheimtipp oder bedenklich?

Sobald der Winter sich verabschiedet und die Sonne mehr Zeit am Himmel verbringt, wächst bei zahlreichen Menschen die Begeisterung, vor allem bei all jenen, die mit Leidenschaft im Garten werkeln. Endlich beginnt dann die Gartensaison! Die ersten Frühlingsblüher wie Krokusse, Narzissen und Tulpen recken ihre Köpfe aus der Erde, und auch Gemüsebeete und Balkonkästen werden liebevoll vorbereitet.

Mit dem ersten Austrieb beginnt auch das Festmahl für die Blattläuse, sie warten schon sehnsüchtig auf ihren großen Auftritt. Hobbygärtner setzen hier gerne auf verschiedene Hausmittel und kommen bisweilen auf die skurrilsten Ideen. Einige schwören auf Haarspray. Aber hilft das tatsächlich und was am wichtigsten ist, ist es unbedenklich für Pflanzen, Menschen und Umwelt?

Haarspray gegen Blattläuse einsetzen: Schnelle Hilfe oder schädlicher Mythos?

Blattläuse gehören zu den häufigsten Schädlingen, und sie treten gerne in Massen auf. Man erkennt, dass sie aktiv sind, wenn die Blätter sich einrollen und gelbe Punkte haben. Selbst richten sie keinen allzu großen Schaden an, sie sind jedoch verantwortlich für verschiedene Begleiterscheinungen wie etwa Rußtau. Zudem übertragen Blattläuse häufig Viruskrankheiten.

Der Gedanke hinter der Bekämpfung mit Haarspray ist, dass die klebrige Schicht sich über die Blattläuse legen und deren Atemwege verkleben soll. Dies bewirkt, dass die Insekten ersticken und von der Pflanze abfallen. Die klebrige Schicht macht es auch neu anrückenden Blattläusen schwer, sich niederzulassen. Auch wenn der Erfolg zunächst sichtbar ist, ist Haarspray kein Freund der Natur. Die enthaltenen Chemikalien belasten die Pflanzen und sie beeinträchtigen langfristig auch den Menschen und die Umwelt.

blattläuse
Paul Maguire/shutterstock.com

Giftiger Glanz für den Garten? Haarspray hat nichts auf Pflanzen verloren

Manche Hobbygärtner berichten von kurzfristigen Erfolgen. Nach dem Einsprühen mit Haarspray sind die Läuse verschwunden oder zumindest reduziert. Doch die Methode hat gleich mehrere Haken:

  • Haarspray wurde nicht zur Pflege von Pflanzen entwickelt: Die Inhaltsstoffe, darunter Alkohole, Duftstoffe, Konservierungsmittel und Treibgase, sind für menschliches Haar entwickelt, nicht für empfindliche Pflanzenblätter. Sie können die Blattoberfläche schädigen, das Wachstum hemmen oder braune Flecken verursachen.
  • Nützliche Helfer bleiben nicht verschont: Auch naturgegebene Feinde der Blattläuse wie Marienkäferlarven, Florfliegen oder Schlupfwespen werden dadurch verklebt und abgetötet. Damit nimmt das ökologische Gleichgewicht im Garten langfristig Schaden.
  • Spuren von Rückständen auf Gemüse und Obst: Freizeitgärtner, die essbare Pflanzen wie Salat, Kräuter, Erdbeeren oder Tomaten behandeln, riskieren, die Rückstände von Haarspray zu essen. Das ist gesundheitlich bedenklich und schlicht unhygienisch und kann den Geschmack verderben.
  • Schädliche Auswirkungen durch Treibgase und Chemikalien: Besonders bei Sprays mit Treibgas gelangen problematische Stoffe in die Luft und später ins Grundwasser, ein unnötiges Risiko für einen nur kurz anhaltenden Nutzen.
haarspray
Yeti studio/shutterstock.com

Grüner geht’s immer: Sanfte Mittel statt Spray-Schock gegen Blattläuse

Es gibt bessere Alternativen, die wirkungsvoller und nachhaltiger sind. Manchmal reicht bereits ein kräftiges Abspritzen der Blätter mit dem Gartenschlauch, vor allem unter dem Blattwerk. Geduldige Gärtner können Blattläuse auch ganz sanft entfernen. Mit einem leichten Klopfen auf die Blätter lösen sie sich von der Pflanze. In einem Eimer voller Spülwasser lassen sie sich auffangen, sodass sie sich nicht auf anderen Pflanzen absetzen können. So ist der Befall schnell und ohne Chemie beseitigt. Diese ruhige, achtsame Methode kann sogar etwas Meditatives haben.

Einige Gartenfreunde schwören auf Neemöl. Es ist wirksam gegen das Kleingetier, das mit den ersten Sonnenstrahlen aus ihrem Winterversteck kommt und hilft selbst gegen andere lästige Insekten wie Wollläuse und Co. Neemöl bewahrt Nützlinge vor Schaden, doch der markante Geruch kann sensible Gartenhelfer auf Abstand bringen. Brennnesseljauche ist ein altes Hausmittel mit doppelter Wirkung. Für uns Menschen vielleicht geruchlich eine kleine Herausforderung, für Blattläuse hingegen ein klarer Rückzugsbefehl. Zugleich kräftigt sie die Pflanzen auf rücksichtsvolle Weise, sie ist wie ein grüner Schutztrank aus dem Garten selbst.

blattläuse bekämpfen
Mariana Serdynska/shutterstock.com

Es gibt sie tatsächlich: Bestimmtes Grünzeug hat von Natur aus die Kraft, Blattläuse fernzuhalten. Warum also nicht lieber ihre Gesellschaft im Beet suchen, statt zur Chemiekeule zu greifen? Schnittlauch, Knoblauch und Porree sind nicht nur würzige Küchenstars, sondern auch stille Wächter gegen Blattläuse im Gemüsebeet. Dill und Ringelblumen entfalten eine schützende Wirkung, sie locken Nützlinge an und halten Ungeziefer auf Abstand.

Für Marienkäfer und Florfliegen sind Blattläuse ein echter Leckerbissen, sie lassen sich das Buffet nur zu gerne schmecken. Diese gibt es in nahezu jedem Gartencenter zu kaufen. Die nützlichen Insekten lassen sich auch gerne mit Fenchel, Pfefferminze, Schafgarbe und Engelwurz anlocken. Und mit einem selbst gebauten Insektenhotel ziehen Gärtner viele nützliche Flugtiere in den Garten.

Fazit: Haarspray lieber auf dem Kopf lassen

Obwohl Haarspray möglicherweise kurzfristig gegen Blattläuse hilft, ist von dieser Praktik möglichst abzusehen. Das Spray richtet Schaden an der Pflanze, der Umwelt und stört die Balance im Garten an. Wer Blattläuse effektiv loswerden möchte, setzt lieber auf bewährte ökologische Mittel, diese sind wesentlich schonender. Hausmittel sind nicht grundsätzlich schlecht, doch nicht jede einfallsreiche Eingebung ist tatsächlich empfehlenswert. Haarspray gehört ins Badezimmerregal und nicht ins Blumenbeet.