Pflanzenwissen

Schlafmohn im Garten gefunden: Herkunft, Risiken und Lösungen

Kaum jemand rechnet damit, plötzlich Schlafmohn zwischen Ringelblumen und Sonnenhut zu entdecken. Die violetten oder weißen Blüten wirken exotisch und fallen sofort ins Auge. Doch in vielen Gärten taucht der Schlafmohn scheinbar aus dem Nichts auf. Woher kommt diese Pflanze, und wie gehen Gartenfreunde am besten damit um?

Die Reise des Schlafmohns: Von der Antike ins Blumenbeet

Schlafmohn, botanisch Papaver somniferum, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon vor 6000 Jahren bauten Menschen im östlichen Mittelmeerraum den Mohn an. Von dort gelangte er als Kultur- und Heilpflanze nach Mitteleuropa. Heute wächst er weltweit in Gärten, auf Feldern und manchmal wild an Wegrändern. Seine spektakulären Blüten und die runden Samenkapseln machen ihn zu einer auffälligen Erscheinung.

Der Schlafmohn hat verschiedene Zwecke. In der Küche landen die Samen als Zutat in Mohnbrötchen, Kuchen oder Strudel. Doch besonders berüchtigt ist Schlafmohn wegen seiner Rolle bei der Opiumgewinnung. Durch Anritzen der unreifen Samenkapseln mit feinen Messern tritt ein milchiger Saft aus. Der Saft trocknet an der Luft zu einer klebrigen, bräunlichen Masse: Rohopium. Allerdings braucht es rund 20 000 Pflanzen, um etwa ein Kilogramm dieses Rohopiums zu gewinnen – eine aufwendige Prozedur, die in mühsamer Handarbeit erfolgt.

Papaver somniferum
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Das so gewonnene Opium dient als Ausgangsstoff für zahlreiche Medikamente, aber auch für illegale Drogen wie Heroin. In der Medizin spielen die Inhaltsstoffe des Milchsafts, darunter Morphin, Papaverin und Codein, eine große Rolle. Sie lindern Schmerzen, lösen Krämpfe oder wirken beruhigend – bei falscher Anwendung allerdings gefährlich bis tödlich. So zieht die auffälligen Pflanzen nicht nur Blicke, sondern auch Fragen nach der Legalität auf sich. In Deutschland regelt das Betäubungsmittelgesetz den Anbau und Besitz streng. Wer Schlafmohn ohne Genehmigung aussät oder kultiviert, riskiert rechtliche Schwierigkeiten.

Wie kommt der Schlafmohn in den Garten?

Oft schleichen sich die Samen unbemerkt ins Beet. Manche finden sich in Vogelfutter oder Wildblumenmischungen. In alten Bauerngärten sät sich der Mohn seit Generationen selbst aus. Einmal im Garten angekommen, verteilt der Wind die winzigen Samen. Auch Vögel oder Ameisen tragen dazu bei, dass der Schlafmohn neue Standorte erobert. Ein weiteres Schlupfloch entsteht durch Samenmischungen für den Lebensmittelanbau. Die Sorten sind zwar morphinarm, aber nicht frei von Wirkstoffen. Viele Menschen erkennen den Unterschied zwischen dekorativem Ziermohn und dem potenziell problematischen Schlafmohn nicht sofort.

schlafmohn im garten
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Wie lässt sich die Mohnart erkennen?

Schlafmohn hebt sich deutlich von heimischen Mohnarten ab. Die Pflanzen entwickeln kräftige, bis zu 150 Zentimeter hohe Stängel mit blaugrünen, leicht behaarten Blättern. Die Blüten erscheinen an aufrechten Endtrieben und wirken mit ihrem Durchmesser von bis zu zwölf Zentimetern beeindruckend. Typisch sind auch die kugeligen Kapseln, die nach der Blüte entstehen und zahlreiche kleine, grauschwarze Samen enthalten.

Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem beliebten Klatschmohn. Dieser bleibt aber kleiner, hat leuchtend rote, zartere Blüten und kahle Stiele. Schlafmohn zeigt violette bis weiße Farbtöne und meist einen etwas robusteren Wuchs.

Was tun, wenn Schlafmohn im Beet wächst?

Einzelne Pflanzen, die zufällig auftauchen, verlangen kein großes Drama. Wer den Zierwert schätzt, sieht dem Schlafmohn vielleicht eine Weile beim Blühen zu. Doch spätestens, wenn die Kapseln reifen, empfiehlt sich Vorsicht. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, entfernt die Pflanzen rechtzeitig. Handschuhe schützen vor dem Kontakt mit dem Milchsaft. Die Pflanze samt Wurzel aus der Erde ziehen und im Restmüll entsorgen – nicht auf den Kompost werfen, da sich die Samen sonst weiterverbreiten. Wer regelmäßig aufpasst, hält das Vorkommen im Zaum.

Papaver somniferum im Beet
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Darf der Mohn im Garten stehen bleiben, wenn er gefunden wird?

In Deutschland sind nur morphinarme Sorten nach Anmeldung bei der Bundesopiumstelle erlaubt. Die Genehmigung gilt für kleine Flächen. Auch Hobbygärtner können eine solche Genehmigung erhalten. Ohne diese Erlaubnis bleibt der Anbau illegal – auch wenn der Mohn von allein sprießt. Kontrollbesuche durch Behörden sind selten, aber theoretisch möglich. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie eine verbotene Pflanze im Beet haben. Wer Schlafmohn entdeckt, informiert sich am besten schnell, welche Art im Garten wächst und ob Handlungsbedarf besteht. Unwissenheit schützt nicht vor Konsequenzen.

Blühende Alternativen entdecken

Wer das Farbspiel und den Charme von Mohnblumen liebt, findet viele legale Möglichkeiten. Klatschmohn (Papaver rhoeas) bietet leuchtende Blüten und erfreut Wildbienen. Auch Islandmohn, Türkenmohn oder Seidenmohn blühen üppig und bereichern Blumenrabatte, ohne rechtliche Probleme zu verursachen.

Viele dieser Sorten lassen sich problemlos aussäen und bedürfen anschließend kaum Pflege. Der Mohn breitet sich im Allgemeinen schnell und gerne aus. Die Samenkapseln enthalten Hunderte winzige Samen, die sich mit dem Wind ausbreiten. Außerdem gehört der Klatschmohn zu den heimischen Wildpflanzen und fühlt sich in naturnahen Beeten wohl. Sie bieten Insekten Nahrung und sorgen für ein buntes Gartenbild.